Themen in der Flammenschmiede

Unsere Königsdisziplin sind die poetischen Werke unserer Autoren. Von Katja Jokisch bis Phelan Suchanek finden sich verschiedene Formen der Lyrik. 

Auch kleine Previews zu Geschichten und Romanen haben wir im Angebot sowie in Kürze mehr Workshops und Kritiken. Alles, was hier zu lesen ist, haben ausschließlich unsere Autoren der Flammenschmiede verfasst.

Viel Spaß beim Lesen!
Luna & Kirscha


 

Grillparzers "Das Goldene Vließ"

Das Goldene Vließ überzeugt vor allem durch seine schonungslose Erzählungen des Verderbens der Protagonistin und dem griechischen Helden Jason ? Obwohl die Poesie stetig währt, verliert das Werk im Wesentlichen die Darstellung der Beklommenheit. Selbst die Liebe, die im mittleren Teil zwischen Medea und Jason aufflammt, ist von vornherein tragisch. Es gibt nie einen Augenblick, wo beide gemeinsam glücklich sind.

In üblichen Erzählungen wird Medea oft zu einer bösen Hexe gemacht, die ohne Gnade ihren Bruder Absyrt und ihre eigenen Söhne tötet, sowie gegen König Pelias intrigiert, indem sie seinen Töchtern erzählt, um ihn zu verjüngen, müssen man ihn in kleine Stücke schneiden und kochen. Dort entwickelt man unwillkürlich den Eindruck, dass die Königstochter aus Kolchis eine rücksichtslose Frau ist, die nur ihren eigenen Vorteil sucht. In Grillparzers Werk jedoch wird beleuchtet, warum sie wohl so grausam gewesen sein konnte, all diese Taten durchzuführen. Zu dem wird auch der Aspekt klar, dass Jason nicht unschuldig daran ist und sogar diese mit seinem Handeln heraufbeschwört. Doch auch das griechische Volk spielt seine Rolle, denn es verabscheut die fremdländische Prinzessin von Anfang ohne auch nur einen echten Grund. Es ist lediglich ihr Äußeres, dass andere abschreckt. Somit schließt sich auch der Kreis zur heutigen Zeit.

Verwunderlich ist jedoch, warum der Autor die Asyl gebende Königsfamilie von Kreon und Kreusa umbenannt hat. Weder Kreon noch Kreusa stehen im Zusammenhang zu Medea. Vermutlich ist es der unpoetische Klang des Namens der thebanischen Prinzessin „Glauce“, die eigentlich statt der griechischen Kreusa die zweite Frau Jasons werden soll. Auch ist es das Problem, dass sich damit, dass diese aus Theben stammte, auch das antike Bild des Rechtssystem, mit welchem er beide beurteilen lässt, verändert. Quellen zu Theben waren zu dieser Zeit größtenteils vergessen. Wie hätte Grillparzer also das thebanische Recht beschreiben sollen?

Obgleich eine Unstimmigkeiten bezüglich der griechischen Mythologie auftreten, ist dieses Werk durchweg gut gelungen. Tiefgründig beschreibt Grillparzer seine Charaktere, so dass dem Leser ein Psychogramm bewusst wird, dass von einem Psychologen hätte stammen können. Das Werk widerspricht der einfachen Darstellung von Gut und Böse und schattiert Nuancen, die neuzeitliche Werke selten aufweisen. Ebenso die philosophischen Aspekte, die darin enthalten sind, weisen den Leser zu einem ernsten Anblick auf die ohnehin reichlich tragische Problematik.

 

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